Die Gertraudenbrücke

Bild des Gertraudenstandbilds mit freundlicher Genehmigung von Christina Kautz

Aktuell

Das „bewährte Rezept“ der Mühlendammbrücke
soll nun auch bei der „Neuen Gertraudenbrücke“
zum Einsatz kommen …

erst die Brücke, dann die Verkehrswende

Soll unsere geliebte Gertraude
bald am alten Standort
auf eine neue Autobahnbrücke

schauen?

Mehr Infos unten auf der Seite


Virtuelles Gertrauden-Meeting
für bessere Brücken

Collage mit freundlicher Genehmigung von Lutz Mauersberger

Einige der Initiativen für einen besseren Mühlendamm nahmen den Tag der heiligen Getraude am 17. März 2021 zum Anlass, sich für bessere Brücken in Berlin einzusetzen.
Besser in Bezug auf die Vorbereitung und Planung.
Besser in Bezug auf die urbanen Herausforderungen, vor denen besonders die Berliner Stadtmitte steht.
Besser in Bezug auf die Einbeziehung der Zivilgesellschaft mit ihrem Fach- und Alltagswissen in Planungs- und Entscheidungsprozesse.

Damit sollte ein Kontrapunkt gesetzt werden zur üblichen, in der Pandemie weiter ausgedünnten Beteiligungspraxis der Berliner Senatsverwaltungen zur Entwicklung der Berliner Mitte. Ein kleiner Teil der Veranstaltung wurede von der Gertraudenbrücke ins Netz übertragen. Dort kamen unter anderem Zeitzeugen mit ganz unterschiedlichen Aspekten zu Wort und es wurden Fragen der Medien beantwortet.

Geschichte

Gertraudenbrücke um 1880, noch als Hubbrücke

Nicht nur der Fotostandort der beiden historischen Aufnahmen ist unterschiedlich, sondern auch die Brücken sind es. Oben links ist die Brücke zu sehen, die um 1878/1879 durch den Anbau je drei Meter breiter eiserner Fußstege und einer Klappenverstärkung dem zunehmenden Kutsch- und Pferdebahnverkehr (1890 wird ein Stundendurchsatz von 70 Wagen der Pferdebahnlinien angegeben) mehr Platz verschaffen soll. Zur gleichen Zeit wird der benachbarte Mühlendamm verbreitert und der Spreekanal für den Schiffsverkehr ausgebaut. [Quelle: Wikipedia]

Gertraudenbrücke um 1900 annähernd in heutiger Form mit Gertraudenfigur auf dem mittleren, nordöstlichen Brückengeländepfeiler

1894/95 wird die im Wesentlichen heute noch erhaltene massive Gewölbebrücke errichtet. Die Skulptur der heiligen Gertraude wird 1896 aufgestellt.

Die Skulptur behält ihren Platz bis sie gegen Ende des zweiten Weltkriegs eingeschmolzen werden soll. Diesem Schicksal entgeht die Figur und übersteht das Kriegsende in einem Schutzbauwerk vor dem Stadthaus. 1954 wird sie – ebenfalls von Bürgern der Stadt – an ihren Standort auf der Brücke zurückgebracht.

Auch die Getraudenbrücke liegt im Korridor der Hauptstraßenverbindung, die in der Hauptstadt der DDR durch das Stadtzentrum geschlagen wird. Ihr Glück ist, dass sie – bedingt durch die auskragende Form des Spittelmarktes – nicht im Zentrum, sondern am Rand der Trasse liegt. Anders als am Mühlendamm wird die für erforderlich gehaltene Neubaubrücke daher nicht anstelle der alten Brücke, sondern südlich davon als separates Bauwerk errichtet.

Ohne Zweifel hat die Gertraudenfigur und die nach ihr benannte Brücke einen besonderen Platz im Herzen der Berlinerinnen und Berliner. Wir haben von vielen Menschen gehört, dass sie immer erst zur Gertraude gingen, bevor sie eine Reise antraten.

Die über 3 Meter hohe Skulptur wird im Frühjahr 2017 von ihrem Standort entfernt. Nachdem zunächst Unklarheit darüber besteht, was geschehen ist, stellt sich später heraus, dass die Figurengruppe im Depot gelagert ist und restauriert werden soll. Derzeit befindet sie sich beim Restaurator, allerdings steht eine Wiederaufstellung am historischen Standort in Frage, vor allem wegen der noch zu erwartenden, umfangreichen Brückenarbeiten.

Gegenwart

Pandemie-Panorama der alten Gertraudenbrücke im Dezember 2020, Blickrichtung Nordwesten. rechts und links am Bildrand angeschnitten ist die neue Gertraudenbrücke

Alte und Neue Brücke existieren nebeneinander und weisen einen völlig unterschiedlichen Charakter auf: Während die zweiteilige Spannbetonbrücke hauptsächlich dem Kraftfahrzeugverkehr dient, wirkt die allenfalls von Lieferfahrzeugen befahrene, sonst nur zu Fuß und mit dem Rad benutzte, platzartige Fläche der Gertraudenbrücke wie ein Relikt einer vergangenen Zeit. Wäre da nicht der immense Straßenverkehrslärm, der von der unmittelbar neben der alten Brücke und zudem leicht erhöht dazu geführten „neuen“ Brücke den ganzen Stadtbereich erfüllt.

Zukunft

Die Berliner Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz erklärt auf ihrer Internetseite auch die neue Gertraudenbrücke für erneuerungsbedürftig. Nachdem lange nichts zum Verfahren bekannt geworden ist, soll es jetzt – auf einmal – wieder ganz schnell gehen.

Eine Informationsveranstaltung per Zoom-Webinar, da soll die Stadtgesellschaft ihre Ideen für einen Brückenwettbewerb äußern, dann noch zwei Wochen auf MeinBerlin. „Beteiligungs-Business as usual“.

Ach ja: Der Berliner Senat scheint in einer seiner letzten Sitzungen der alten Legislatur beschlossen, dass das „Planwerk Innere Stadt“ nicht mehr zeitgemäß ist (in Worten: „überholt“). Warum? Das wird nicht erläutert.

Bezirk und Landesdenkmalamt sollen zugestimmt haben. Warum? Auch das wird nicht erläutert.

Die Rückgewinnung zumindest eines Teils des historischen Berliner Gründungsortes ist damit vom Tisch gefegt. Und das ganz ohne Beteiligung.

Ist jetzt so. Sagt SenUVK. Bitte beteiligt euch mit euren hübschen Ideen als „Stadtgesellschaft“ an der Vorbereitung des Wettbewerbs. Sagt SenUVK (alles natürlich sinngemäß wiedergegeben). An den viel grundsätzlicheren Entscheidungen, die dem Wettbewerb zu grunde liegen, wurde niemand aus der Stadtgesellschaft beteiligt.

Informationen zur Gertraudenbrücken auf den SenUVK-Seiten [Link öffnet in neuem Fenster]

Aus den Erfahrungen mit der Planung der Mühlendammbrücke treten wir als zivilgesellschaftliche Initiativen dafür ein, die notwendige Planung der Brücke besser vorzubereiten und mit Fachleuten, Bürgerinnen und Bürgern gemeinsam zu gestalten.

Fangen wir jetzt (!) damit an!

Das heißt für die beteiligten Senatsverwaltungen, den Bezirk und das Landesdenkmalamt auch: Alles auf Anfang bitte.

>>> Weiter zur Waisenbrücke