14. Juli 2021
17.00 Uhr
Unter den Linden (Am U-Bahnhof Unter den Linden)
Öffentliche Räume als Motor der Stadtentwicklung nutzen
Virtuelles Meeting in der Reihe „Mobilität in der Berliner Mitte
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Unter den Linden ist ein besonderer Stadtraum – breiter und grüner als andere Straßenzüge in Mitte und mit viel mehr Bedeutung aufgeladen. Die Allee vom einstigen Stadtschloss zum Brandenburger Tor hat eine wechselhafte Geschichte, von der Promenade, an der sich die gutbürgerliche Stadtgesellschaft begegnete, als Aufmarschplatz von Militär und Zügen in den Krieg, als vielbesungener Boulevard der 1920er Jahre, als Ort von nationalsozialistischen Fackelzügen und der Bücherverbrennung, als Sinnbild der kriegszerstörten und der geteilten Stadt, als Ort der Repräsentation ausländischer Staaten, als Ort von Wissenschaft und Bildung, Kultur und Geld, als Ort repräsentativer Bauten von Bürgern und Handel, als ausgeprägt touristischer Ort … fügen Sie gern selbst zur Liste hinzu, was wir vergessen haben.
Diesen für die Stadt äußerst wichtigen öffentlichen Raum nur als Verkehrsachse zu sehen, ist absurd. Trotzdem kreist die öffentliche Diskussion in der laufenden Berliner Legislaturperiode sehr stark um verkehrliche Aspekte. Der Grund ist einfach: Die rot-rot-grüne Regierungskoaltion hat in ihrer Koaltionsvereinbarung den Bürgerinnen und Bürgern der Stadt angekündigt, dass Unter den Linden „autofrei“ wird. Das hat einige gefreut, die darin großartige Chancen sahen, andere wahlweise bestürzt, verängstigt oder erzürnt, wobei müßig ist, die Argumente wiederzukäuen.
Zunächst verlagerte sich die Schwerpunktsetzung der Diskussion auf die „autofreie“ Friedrichstraße (sozusagen als Ersatz). Erst jetzt, zum Ende der Legislaturperiode wurden die Stimmen lauter, dass auch Unter den Linden mindestens verkehrsberuhigt werden müsse. Was nur folgerichtig ist, wenn die Entwicklungen in der Karl Liebknecht Straße und der Spandauer Straße ebenfalls ernst genommen werden, die in der Tendenz die gleiche Richtung laufen (und ebenso zögerlich behandelt zu werden scheinen).
Wer Berliner Verwaltungshandeln kennt, weiß, was kommen musste: die Suche nach stichhaltigen Argumenten, dafür, nichts weiter tun zu müssen. Das Argument war schnell gefunden: Ach herrjeh, die Straße ist ja Bundesstraße! Da können die Autos ja gar nicht herausgenommen werden!! Das ist – für unvoreingenomme Betrachter:innen – wirklich überraschend. Vor allem, dass diese Erkenntnis als neu und eben überraschend verkauft wird. Das war bestimmt zum Zeitpunkt der Koalitionsvereinbarung noch ganz anders (Spoiler: Nein. War es nicht).
Es gibt also allerhand Ansatzpunkte, sich mit diesem Ort zu befassen.
Wir machen das im Rahmen unsere Veranstaltungsreihe zur Mobilität in der Berliner Mitte, beschränken uns dabei aber eben nicht auf Verkehrsfragen. [Mehr dazu gibt es hier]
Unsere Anknüpfungspunkte Unter den Linden
Was sagt der Baukulturbericht „Öffentliche Räume“ der Bundesstiftung Baukultur zum Thema?
Straßen, Wege und Plätze überdauern Jahrhunderte. Wer sie plant und gestaltet, muss sich fragen, welche Aufgabe sie für kommende Generationen erfüllen werden. Antworten liefern städtebauliche Leitbilder, die den Menschen in den Mittelpunkt rücken.“
Was sagt die „Neue Leipzig Charta“?
„Kommunen sollten im Interesse der Allgemeinheit handeln und dement-sprechend gemeinwohlorientierte Dienstleistungen und Infrastrukturen zur Verfügung stellen. Diese sollten inklusiv, bezahlbar, sicher und für alle verfügbar sein. (…)
Wichtig sind zudem hochwertige öffentliche Räume sowie grüne und blaue Infrastrukturen, ebenso wie der Erhalt und die Revitalisierung des baukulturellen Erbes. (…) Alle Bereiche der Stadtentwicklungspolitik sollten räumlich, sektoral und zeitlich koordiniert werden. Der integrierte Ansatz beruht auf einer gleichzeitigen und gerecht abgewogenen Berücksichtigung aller Belange und Interessen, die für die Stadtentwicklung relevant sind.“
Was sagen die „Bürgerleitlinien“ zur Entwicklung der Berliner Mitte?
Die Bürgerleitlinien behandeln – bislang – nur den Bereich um das Rathausforum / Marx-Engels-Forum (was seinerzeit das Bearbeitungsgebiet war). Zur Dorotheenstadt (in der die Straße Unter den Linden liegt) und zur Friedrichstadt schweigen sich die Leitlinien naturgemäß aus.
Wir fordern ein, dass auch hier in einem die Stadtgesellschaft breit mit einbeziehenden Prozess solche Leitlinien (weiter-)entwickelt werden!
Was machen wir in der Veranstaltung?
In erster Linie wollen wir ins Gespräch kommen
> Was ist das heute für ein Ort?
> Was war das früher für ein Ort?
> Welche Potenziale ergeben sich, um hier einen Beitrag zu einer Berliner Stadtmitte mit mehr Qualität in vielerlei Hinsicht zu schaffen?
> Was plant die Verwaltung?
> Warum werden gegebene Versprechen zur Verkehrsberuhigung nicht eingelöst?
> Wie bringen wir die unterschiedlichen Ansprüche unter einen Hut?
> Gibt es Räume in Berlin oder anderen Städten, die als Vorbild für eine Weiterentwicklung dienen können?
> Warum kümmert sich niemand um die Details?
Dr. Benedikt Goebel wird uns die Geschichte und Bedeutung des Raums nahebringen.
Dr. Stefan Lehmkühler wird unseren Kenntnisstand und Vorschläge zur Mobilitätsentwicklung in diesem Raum zur Diskussion stellen.
Staatssekretär Ingmar Streese ist angefragt, zur Planung der Senatsverwaltung für Umwelt, Verkehr und Klimaschutz Auskunft zu geben und unsere vielen Fragen zu benatworten.
Sie und ihr alle seid mit Ihren und euren Fragen, Anmerkungen und Ideen herzlich willkommen, am liebsten allerdings als Teilnehmer:innen der Zoom-Konferenz, denn wir bleiben bei allen Lockerungen am liebsten vorsichtig (wir sind ja schließlich nicht im Wembley-Stadion ; )
Einwahl per Zoom:
https://zoom.us/j/91997584652?pwd=VE54Unp5UWFXYlJleFJONEVCUGtDZz09
Meeting-ID: 919 9758 4652
Kenncode: 128343